Wegweiser

Moritz Tetzlaff

„Das ist gelebte Chancengleichheit.“
Moritz Tetzlaff

Endlich online dank fit gemachter Rechner

Die Idee entstand beim Frühstück. Im April 2020, in der ersten Welle der Pandemie, saß Moritz Tetzlaff mit seiner Frau am Küchentisch in Braunschweig. Sie erzählte von zwei Schülerinnen in ihrer Klasse, die keinen Computer hatten und darum nur umständlich am digitalen Heimunterricht teilnehmen konnten. „Du kennst doch so viele Leute, kannst du nicht zwei Rechner organisieren?“ Das war der Startschuss für Projektmanager Tetzlaff, alte Rechner aufzustöbern.

Der 39-Jährige wandte sich an den Werber Martin Bretschneider, den das Vorhaben sofort begeisterte. „Ich wusste aus Erfahrung, dass praktisch jedes Unternehmen ungenutzte Rechner übrig hat“, sagt Bretschneider, selbst Gründer einer Werbeagentur. Oft würden Computer schon nach wenigen Jahren ausgetauscht, die Abstellkammern von Firmen seien regelrechte Schatzkammern, so der 63-Jährige. Die Geräte stünden dort meist ungenutzt herum, bis sie irgendwann als Elektroschrott endeten.

Um die ausgedienten Rechner an Schülerinnen und Schüler aus einkommensschwachen Haushalten zu verteilen, gründeten Tetzlaff und Bretschneider die Initiative „Hey, Alter!“. Dafür vernetzten sich die beiden mit dem örtlichen Arbeitgeberverband und kamen mit Unternehmen ins Gespräch, die ihre alten Computer spenden wollten. Sie tauschten sich mit IT-Profis aus, die ein einfaches Konzept für die Datenlöschung und die anschließende Installation der frei zugänglichen Software entwickelten. Und sie sprechen mit Rektorinnen und Lehrern, die schließlich die Rechner vermitteln. „Bei ihnen können sich die Schüler vertrauensvoll melden, wir bringen dann einfach einen Computer vorbei“, sagt Tetzlaff. „Das ist für uns gelebte Chancengleichheit.“

In nur vier Wochen stellten Tetzlaff und Bretschneider das Projekt in Braunschweig auf die Beine, mittlerweile machen vierzig Ehrenamtliche die Rechner wieder fit. Bis zu fünfzig Euro kostet das pro Stück, finanziert durch Spenden. Heute gibt es bundesweit in mehr als dreißig Städten Gruppen, die bereits 6000 Rechner an Kinder und Jugendliche verteilt haben.

Moritz Tetzlaff