Wir haben prominente Menschen gefragt, was die Klimakrise und das Artensterben in ihnen auslösen. Wir wollten wissen, was ihnen Angst macht, was ihnen Hoffnung schenkt und welche Bedeutung die Natur für sie hat. Im Greenpeace Magazin 1.24 widmen wir uns den Emotionen, welche die Krise der Natur in vielen von uns hervorruft. Hier geht es zu weiteren Prominenten, die von ihren Umweltgefühlen erzählen.

© Jeane Degraa© Jeane Degraa

Jonathan Berlin, 29, Schauspieler, 
initiierte Anfang 2023 zusammen der Schauspielerin Luisa-Céline Gaffron eine Petition gegen die Räumung des Braunkohledorfes Lützerath

„Die Klimakrise verschiebt meinen kompletten Blick auf alles, was möglich ist und wofür es sich zu leben lohnt. Manchmal stelle ich mir vor, dass es da plötzlich den einen utopischen Gipfel gäbe, in dem alle politisch Verantwortlichen verstehen, umlenken und entschieden zu handeln beginnen. In meinem Tagtraum stelle ich mir dann vor, wie im News-Feed eine Nachricht aufploppt wie: ,Klimakrise ausgebremst – Wissenschaft erklärt 1,5-Grad-Ziel für eingehalten'. Und wenn ich so eine Vorstellung mal wirklich durch meinen Körper gehen lasse, merke ich, wie sich alles in mir entspannt. Dann wird mir klar, wie groß meine Angst ist und wie anders mein Blick auf die Welt wäre, wenn die Klimakrise angemessen bekämpft würde.

Mir macht die Untätigkeit in den allermeisten Regierungen Angst, das Zurückbleiben hinter den selbst gesteckten Zielen und das Gefühl, dass die Dinge klimatisch betrachtet außer Kontrolle geraten. Aktuell macht mir auch Angst, dass die Klimabewegung in ihren einzelnen Gruppierungen auseinander zu driften scheint und auch deshalb (neben einer Vielzahl anderer Gründe) an Rückhalt verliert. Das ist besonders in diesen Zeiten, in denen die Gesellschaft immer stärker gespalten wird, fatal.

Wütend macht mich, dass es gerade nur so schwer zu gelingen scheint, eine gemeinsame Antwort auf Populismus und Hetze zu finden, in welcher Weise auch immer. Stattdessen scheinen sich die Kräfte, die fundiert dagegen ankämpfen könnten (gerade in den politisch linken Lagern) in großen Teilen selbst zu zerlegen – durch politische Grabenkämpfe und durch das Fehlen einer großen, gemeinsamen und kommunizierbaren Vision. Die bräuchten wir so dringend. Umso dankbarer bin ich allen, die sich dafür einsetzen und danach suchen.

Es gibt so viele, die Hoffnung stiften – all die Aktivist*innen, die Dinge voranbringen, den Diskurs verändern und schon so vieles ganz effektiv und konkret bewegt haben. Veränderungen, die sonst nie zustande gekommen wären! Es zeigt, dass all die Arbeit nicht umsonst ist, dass Wandel möglich ist.

Was ich in der Natur empfinde? Ruhe. Die Natur gibt mir die Möglichkeit, den ganzen Brainfog, der einem so oft den Blick nimmt, kurz zu lösen. Sie schafft Klarheit… und macht demütig. Sie weist mich darauf hin, nur ein winziger Teil vom großen Ganzen zu sein.“

© Frederik Götz© Frederik Götz

Saskia Rosendahl, 30, Schauspielerin, 
spielt in der Serie „A Thin Line“ eine radikale Klimaaktivistin 

Was macht die Klimakrise mit Ihnen?

Sie macht mir Angst, Angst vor unerträglichem Leid. Es ist wichtig aber schwer sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, dass wir es sind, die sie abschwächen können und müssen, ohne im Gefühl der Ohnmacht, oder einem „Das wird schon“ zu verschwinden.

Was macht Ihnen Angst?

Wir nehmen uns selbst unseren Frieden. Wissentlich. Und reißen andere Menschen und Lebewesen, die sich nicht dagegen wehren können, mit uns.

Was macht Sie wütend?

Dass bisher der Mut fehlt große Veränderungen in rasantem Tempo voranzutreiben. Dass so viel Wissen da ist, was uns helfen kann und wir nicht genügend danach handeln. Dass Menschen mit mehr Macht nicht mehr für eine sichere Zukunft tun.

Was gibt Ihnen Hoffnung?

Die Klimakrise ist kein Schicksal. Wir können uns selbst helfen, wenn wir einen Wandel leben. Und es gibt viele laute, mutige Menschen überall auf der Welt, die jeden Tag dafür kämpfen. 

Was empfinden Sie in der Natur?

Dankbarkeit. Ruhe. Verbundenheit. Ehrlichkeit. Stärke. Zerbrechlichkeit.

© Flink e.K. © Flink e.K.

Thomas Röhler, 32, Speerwerfer, 
holte bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio die Goldmedaille

„Ich habe von meinen Großeltern und Eltern gelernt, Natur wertzuschätzen. Klar denke ich in dunklen Momenten daran, wie stabil die menschliche Existenz auf der Erde in drei bis vier Generationen noch sein kann. Nur wenn wir nachhaltige Lebensstile und Wirtschaft als lebenswert in der Gesellschaft etablieren, haben wir eine Chance. Wut kostet Energie und bringt keinen voran.“

© Rebecca Kraemer© Rebecca Kraemer

Tristan Brusch, 35, Sänger und Songwriter,
veröffentlichte 2023 zwei Alben: „Am Wahn“ und „Woyzeck“

„In der Natur empfinde ich Ruhe und Zuversicht. Die Natur in sich ist völlig in Ordnung und wenn ich mich in ihr aufhalte fühle ich mich auch selbst in Ordnung. 

Ich bin immer wieder versucht mich dem Fatalismus und der Hoffnungslosigkeit hinzugeben: Was kann ich als Einzelperson schon tun? Wenn ich aber an mein Kind denke, weigere ich mich den Status Quo zu akzeptieren! Noch ist es nicht zu spät, wenn wir jetzt alle gemeinsam handeln, können wir das Ruder noch herumreißen! Die menschliche Unfähigkeit sich als Teil eines großen Ganzen zu begreifen, die ich auch in mir selbst immer wieder wahrnehme, macht mir große Angst! Wenn wir dem Planeten schaden, schaden wir uns selbst! Ich bewundere vor allem die jüngeren Generationen! Ich finde die sind in vielen Bereichen so viel weiter als wir älteren: woker, konsequenter und weiser! Viele Menschen der Generation Z inspirieren mich und geben mir echte Hoffnung.“

Protokolle: Lilly Denninger und Thomas Merten

Weitere Stimmen zum Thema finden Sie in der Übersicht. Diese Umfrage stammt aus unserer aktuellen Ausgabe „Wie geht es uns?“ In diesem Heft widmen wir uns angesichts der multiplen ökologischen Krisen dem Thema Gefühle. Das Greenpeace Magazin erhalten Sie in unserem Warenhaus oder im Bahnhofsbuchhandel. Alles über unsere vielfältigen Abonnements inklusive Prämienangeboten erfahren Sie in unserem Abo-Shop. Sie können alle Inhalte auch in digitaler Form lesen, optimiert für Tablet und Smartphone. Wir wünschen viel Inspiration beim Schmökern, Schauen und Teilen!

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