Die Autobahn. Sie wissen schon: asphaltierter deutscher Mythos, da wird man ja wohl nochmal rasen dürfen. Was Sie vielleicht nicht wissen: Es gibt ein Unternehmen, das für das Hegen und Pflegen und den Bau dieser „Lebensadern“ der Republik zuständig ist. Die Autobahn GmbH des Bundes, heißt es. Knapp 13.000 Mitarbeitende kümmern sich um etwa ebenso viele Kilometer Asphalt – Tendenz, Sie ahnen es, steigend. Wie aber lockt man in Zeiten des Klimawandels den Nachwuchs in ein Unternehmen, dessen Produkt so wenig zeitgemäß ist? Na klar: mit Umweltthemen.

„Weil Umwelt für uns mehr ist als nur ein Grünstreifen“, lächelt denn auch Matthias M. auf der Originalanzeige, laut Plakat ist er Umweltingenieur bei der Autobahn GmbH. Dabei sind Autobahnen zweifellos vor allem eins: für die Natur verloren. Deshalb haben wir die Werbung umgetextet: „Weil uns der Grünstreifen Umwelt genug ist.“ Im Schnitt werden in Deutschland noch immer jedes Jahr 150 Kilometer neue Autobahnen gebaut.

In Zeiten der sich zuspitzenden Klima- und Biodiversitätskrise ist das ein Skandal. Der Verkehrssektor ist der einzige in Deutschland, dessen CO2-Emissionen in den letzten dreißig Jahren nicht gesunken sind, von Sondereffekten durch die Corona-Pandemie abgesehen. 94 Prozent dieser Emissionen stammen aus dem motorisierten Straßenverkehr. Die Klimaziele werden also sehr weiträumig umfahren.

Zwischen 1991 und 2019 hat laut Umweltbundesamt die Straßennutzung deutlicher zugelegt als die der klimafreundlicheren Schiene. Die Zeichen stehen politisch noch immer auf Auto, nicht Bahn. Das zeigt sich etwa im Bundesverkehrswegeplan, der die vorgesehenen Investitionen in Asphalt- und Wasserstraßen sowie Schienen enthält. Die aktuelle Version stammt von 2016 und enthält die Planung bis zum Jahr 2030. Sie sieht ein Budget von 132,8 Milliarden Euro für den Straßenbau vor, für das Schienennetz dagegen nur 112,3 Milliarden Euro. Führende Umweltverbände, darunter Greenpeace, Nabu und BUND, fordern deshalb ein Moratorium für den Bau weiterer Fernstraßen. Denn nicht nur erhöhen sich durch den Investitionsfokus auf den Straßenverkehr die Emissionen – schon der Straßenbau selbst hat verheerende Auswirkungen. Bezogen auf die im Bundesverkehrswegeplan anvisierten Vorhaben schreiben die Umweltverbände: „Fast neunzig Natura-2000-Gebiete würden erheblich beeinträchtigt, tausend Kilometer schützenswerter großer Lebensräume (Wälder, Feucht- und Trockengebiete) durchschnitten, 1.650 Hektar unzerschnittener Kernräume des durch das Bundesamt für Naturschutz definierten Lebensraumnetzwerks beansprucht und eine Fläche von vier Fußballfeldern täglich neu versiegelt.“

Grotesk, dass die Autobahn GmbH vor diesem Hintergrund mit grünen Streifen für ihre weiße Öko-Weste wirbt. „Autobahn und Naturschutz – zwei Themen, die auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam haben“, steht denn auch auf der Webseite der Firma. Allerdings ändert daran leider auch ein zweiter Blick nichts.

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