Liebe Leserinnen und Leser,

vor ungefähr einem Jahr haben wir die Aktivistin Kristina Lunz zu ihrem Buch über feministische Außenpolitik interviewt. Damals war Annalena Baerbock gerade Außenministerin geworden, und Lunz sagte im Gespräch mit unserer Autorin Nora Kusche: „Ohne Feminismus kann es keinen Frieden geben.“ Heute gibt es feministische Außenpolitik made in Germany – zumindest auf dem Papier. Gemeinsam mit Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze hat Baerbock vor wenigen Tagen die entsprechenden Leitlinien vorgelegt.

Was das genau bedeutet, lässt sich nicht in zwei Absätzen zusammenfassen. Klar ist aber, dass der Schritt ziemlich unterschiedlich bewertet wird, je nachdem wohin man schaut auf dem politischen Spektrum. Wer sich nähergehend informieren und eine eigene Meinung bilden möchte, dem sei dieses Erklärstück vom Deutschlandfunk ans Herz gelegt. Warum Frauen in der weltweiten Klimabewegung eine wichtige Rolle spielen, hat außerdem detektor.fm in einem hörenswerten Podcast näher beleuchtet.

Damit starten wir in den Weltfrauentag und wünschen angenehme Lektüre unserer Presseschau. Los geht’s!

Der Discounter kommt, die Eintagsfliege verschwindet

Hintergrund, 5 Minuten Lesezeit

Die Landschaft leidet unter einer Krankheit: dem „Urban stream“-Syndrom. Felder, Wiesen und Wälder verschwinden unter Neubaugebieten, Gewerbeparks und Einkaufszentren, aber auch Parkplätzen und Straßen. Von den 3,2 Prozent, die die Flächenversiegelung demnach in Deutschland zwischen 2006 und 2015 zunahm, lagen 20 Prozent auf dem Land. Nicht, wie bisher angenommen, im urbanen Raum. Als Folge versickert auf dem Land immer weniger Regen im Boden. Es fließt oberflächlich ab und trägt insbesondere in Gewässernähe zur Verschlechterung der Wasserqualität und Süßwasserartenvielfalt bei. Bei Zeit Online erklärt Carolin Wahnbaeck, was das mit dem Schicksal der Eintagsfliegen zu tun hat und wie der Bau großer Einkaufsparks dabei helfen könnte, die Natur zu retten

Im Schattenreich der Fahrradstadt

Reportage, 3 Minuten Lesezeit

In Amsterdam beginnt 2023 die Zukunft der Fahrradmobilität. Zwei neue Parkhäuser wurden zuletzt am Hauptbahnhof eröffnet, weiträumig, unterirdisch und architektonisch ansprechend. Medien überschlagen sich vor Begeisterung, nur: Jede andere Art von Parken ist nun verboten und führt dazu, dass das betreffende Rad auf einem Pick-up der Kommune nach Westpoort transportiert wird, 10 Kilometer vor den Toren der Stadt, ins Fietsdepot. Das Depot fasst 12.000 Räder auf über 7.500 Quadratmetern. So abgelegen es ist, so zentral ist seine Rolle im Plan der Stadt, ihren Radlern Parkmanieren beizubringen. An immer mehr Orten Amsterdams tauchen in den letzten Jahren Beamte auf, um jene Räder, die nicht in Ständern stehen oder längere Zeit nicht vom Platz bewegt wurden, in dieses vom Wind gepeinigte Straflager zu bringen. Tobias Müller hat sich für taz.de vor Ort umgeschaut

Fachleute untersuchen Überlebenstricks der Hunde von Tschernobyl

Bericht, 3 Minuten Lesezeit

Mehr als 35 Jahre nach dem bislang schlimmsten Atomunfall der Welt analysiert ein Forscherteam Hunde, die in Tschernobyl leben – das sind meist die Nachkommen von Haustieren, die die Bewohner bei der Evakuierung der Region um das havarierte Kernkraftwerk zurücklassen mussten. Das könnte möglicherweise Aufschluss darüber geben, wie sich eine erhöhte Strahlenbelastung über Jahrzehnte auf den Körper auswirkt. Für die in der Zeitschrift „Science Advances“ veröffentlichte Studie wurden 302 frei laufende Hunde aus der Sperrzone um den Katastrophenreaktor untersucht und Blutproben von ihnen genommen. Nun beginnen die Wissenschaftler, gezielt nach Veränderungen und Mutationen in der DNA zu suchen, die sich auf die Strahlenbelastung zurückführen lassen – sie haben bereits mit der Folgeforschung begonnen. Hintergründe liefert Spiegel Online

Wie Alpakas Pflanzen vor Krankheiten schützen

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

Landwirte weltweit erleiden jedes Jahr Milliardenschäden, wenn Krankheiten oder Schädlinge ihre Felder befallen. Neu auftretende Erreger sind zudem eine Bedrohung für die Ernährungssicherheit in Entwicklungsländern, in denen Ernten aufgrund des Klimawandels ohnehin immer knapper ausfallen. Nun berichten Fachleute eines britischen Pflanzenforschungsinstituts im Fachmagazin „Science“, dass sie einen Weg gefunden haben, Pflanzen mit einer auf Alpaka-Antikörpern basierenden Abwehr auszustatten. Das könnte die Entwicklung von Pflanzen beschleunigen, die gegen jede Art von aufkommenden Viren, Bakterien oder Pilzen resistent sind. Die Strategie besteht darin, ein Alpaka oder einen anderen Kamelverwandten mit einem Protein des zu bekämpfenden Pflanzenpathogens zu impfen. Details hat das Spektrum Magazin

Binnengewässer sollen ökologisch aufgewertet werden

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Wenn ein Süßwassersee kippt und die Fische leiden, ist es keine gute Idee, einfach neue Fische anzusiedeln. Vielmehr muss man sich sorgfältig um den ökologischen Zustand des Sees kümmern. Zu diesem Ergebnis kamen Forschende aus Berlin und Bremen in einer groß angelegten Studie. Sie konnten zeigen, dass Fische in Süßwasserseen deutlich von Verbesserungen der Lebensräume profitierten, der Fischbesatz hingegen keine nachhaltig positiven Effekte hat. In dem großen Ganzsee-Experiment gelang es den Forschenden, 20 Seen in Niedersachsen ökologisch aufzuwerten. Das Forschungsteam veröffentlichte die Ergebnisse dazu nun im Fachmagazin „Science“. Die Studie entstand in Zusammenarbeit mit verschiedenen Anglervereinen, berichtet der Tagesspiegel

Können Wurzeln töten?

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

In der Zeit des Devon vor rund 400 Millionen Jahren gehörte das heutige Schottland zu einer Landmasse, die später den nördlichen Teil des Superkontinents Pangaea bildete. Dort kam es immer wieder zu starkem Sauerstoffmangel in Gewässern. Das führte zu einem Einbruch der Artenvielfalt. Eine neue Theorie macht nun Wurzeln dafür verantwortlich. Das Team um den Ozeanographen Matthew Smart von der amerikanischen Marineakademie zeigte, dass mit dem Aufkommen von Wurzeln der Gehalt an Phosphor im Boden sank. Die Gewächse lösten ihn aus dem Gestein und bauten ihn in ihre Stängel und Blätter ein. Starben sie, wurden sie zu phosphorreichem Boden, der wiederum bei Starkregen in Seen und Meeren gespült wurde. Für viele Arten bedeutete der plötzliche Sauerstoffmangel den Tod, zitiert faz.net die im „Bulletin der Geological Society of America“ erschienene Studie