Wegweiser

Britta Kox

„Die Entwurzelung der Menschen ist nicht hinnehmbar.“
Britta Kox

Schaut Britta Kox morgens aus ihrem Schlafzimmerfenster, sieht sie den Feind in der Ferne. „So kann ich ihn im Auge behalten“, scherzt die 47-Jährige mit bitterem Unterton. Sie meint den riesigen Bagger, der mit seiner Schaufel in Sichtweite vieler Dorfbewohner Kohle abbaut. Das rheinische Hundert-Einwohner-Örtchen Berverath liegt nur acht Kilometer von der Abbruchkante eines Kohlereviers entfernt – und das dunkle Loch kommt immer näher. Kox will verhindern, dass der Ort, in dem ihre Familie seit mehr als 500 Jahren lebt, darin verschwindet. Nur sieht es bislang so aus, als ob genau das passieren wird. Berverath soll im Jahr 2028 der Kohle weichen.

Deshalb engagiert sich Kox beim Bündnis „Alle Dörfer bleiben“, in dem sich 2016 bundesweit 17 Ortschaften zusammengeschlossen haben, denen eine Zwangsumsiedlung droht. Die Aktivisten gehen auf die Straße, organisieren Dorfspaziergänge und Fahrraddemonstrationen. Kox hat auch schon auf der RWE-Hauptversammlung gesprochen. „Das Leid der Menschen, das durch eine Entwurzelung entsteht, ist nicht hinnehmbar“, schleuderte sie damals den Managern entgegen. Die Stimmung im Saal war sehr gedrückt.

Kox spürt den Aufwind, den ihr Bündnis gerade durch die Aufmerksamkeit um den Hambacher Forst und die „Fridays for Future“-Bewegung bekommt. Das helfe, denn durch die Ortschaften zieht sich ein Riss zwischen denen, die umziehen, und denen, die bleiben wollen. Einige haben sich seelisch bereits auf die Umsiedlung eingestellt, möchten einfach nur noch raus aus der belastenden Situation. Für Kox stellt sich die Frage anders: „Wir wollen die Dörfer erhalten. Jeder Bewohner soll selber entscheiden dürfen, ob er gehen will oder bleiben möchte.“

Sie selbst jedenfalls möchte bleiben, so lange wie irgend möglich. Hoffnung machen ihr die Entwicklungen der letzten Monate. Der von der Kommision für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung, kurz Kohlekommission, verhandelte Ausstiegsfahrplan für die nächsten Jahre macht nach Ansicht der Kohlegegner weitere Dorfabbrüche obsolet – auch wenn RWE davon bisher nichts wissen will.

Kox appelliert an die Politik, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: „Wir retten das Klima – und gleichzeitig die Dörfer, die Wälder und die wertvollen Ackerböden.“

Britta Kox