Wegweiser

Caterina Picuno

„So können die Verbraucher sehen, was ihr Abfall wert ist.“
Caterina Picuno

Produktdesign gegen Verschwendung
Fast vierzig Kilo Plastikmüll wirft jeder Deutsche pro Jahr weg. Wirklich wiederverwertet werden davon nur etwa 16 Prozent – und genau das will Caterina Picuno ändern. In einer Kooperation mit Hamburger Unternehmen hat die Umweltingenieurin eine Plastikflasche entwickelt, die vollständig aus regional recyceltem Kunststoff besteht. Was in Gelben Säcken der Hansestadt landet, kommt seit August zum Teil wieder als Behältnis in Hamburger Drogeriemärkte – ein regionaler Abfallkreislauf. „Wir zeigen, was im Kleinen möglich ist, damit sich auch im Großen endlich etwas ändern kann“, sagt die 27-jährige Italienerin.

Seit 2017 untersucht die Wissenschaftlerin die Lücken im deutschen Abfallsystem. Dazu analysiert sie Daten und durchforstet Gelbe Säcke. „In unserem Müll steckt so viel ungenutztes Potenzial – das fasziniert mich und treibt mich an“, sagt sie. In der Forschungsgruppe „Prelab“ der Technischen Universität Hamburg arbeitet Picuno daran, Kunststoffe wie Polyethylen (PE) immer wieder nutzbar zu machen. „Da ist noch sehr viel Luft nach oben“, sagt Caterina Picuno.

Zwei große Probleme will sie mit ihrem Projekt lösen. Erstens: Bunte Farben und aufwendige Verbundstoffe erschweren das Recycling. Zweitens: Oft trennen Verbraucher die Abfälle falsch. Mit der Hamburger Wertstoff-Innovative entwickelte sie deshalb ein Produkt, das zeigt, wie ein regionaler Kunststoffkreislauf funktionieren kann: eine einfache weiße Flasche für ein Waschmittel, das in Hamburg abgefüllt wird. Aus Müll, der aus Hamburger Haushalten stammt. „Die Verbraucher können so konkret sehen, was ihre Mülltrennung bringt und was ihr Abfall wert ist – und die Unternehmen können Vertrauen in simplere Verpackungen fassen“, sagt Picuno. Dafür sei es hilfreich, wenn der Kreislauf klein und nachvollziehbar ist.

Die Recycling-Situation ist angespannt: Das EU-Ziel, bis 2025 die Hälfte aller Kunststoffe zu recyceln, liegt noch in weiter Ferne, während der niedrige Ölpreis die Plastikproduktion befeuert. Trotzdem ist Picuno hochmotiviert. „Entscheidend ist, dass die Qualität des recycelten Kunststoffs besser wird. Und dabei müssen Unternehmen und Konsumenten mithelfen“, sagt sie. Zurzeit läuft die Auswertung des Hamburger Projektes. Picuno widmet sich schon der nächsten Plastiksorte.

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