Wegweiser

Jana Wäldchen

„Die Menschen sollen unsere Pflanzenwelt verstehen.“
Jana Wäldchen

Wissen, was da wächst – per App
Es war eine Sommernacht, die Sterne funkelten, das Lagerfeuer knisterte. Ein Freund aktivierte eine App, mit der man Sternbilder erkennen kann. In diesem Moment hatte Jana Wäldchen eine zündende Idee: Genauso müsste man doch auch Pflanzen bestimmen können.

Als Biologin und Pflanzenexpertin fällt Jana Wäldchen das in der Regel leicht. Mit ihrer App „Flora Incognita“ können nun auch Laien ohne dickes Bestimmungsbuch herausfinden, was um sie herum wächst – und damit zur Forschung beitragen. „Ich möchte, dass die Menschen einen Blick dafür bekommen, wie viele Arten es gibt und wie schützenswert unsere Pflanzenwelt ist“, sagt sie. Das Prinzip von „Flora Incognita“ ist schnell erklärt. Der User oder die Userin fotografiert die Blüte oder das Blatt einer Wildblume oder eines Strauchs, die Rinde eines Baumes, einen Farn oder gar einen Grashalm. Die App sendet das Foto an die Server. Dort wertet eine künstliche Intelligenz das Foto aus, indem sie es mit einem Archiv aus bereits erfassten Mustern abgleicht. „Dazu haben wir die Datenbank mit zwei Millionen Fotos mitteleuropäischer Pflanzenarten gefüttert“, sagt Wäldchen. Das Ganze dauert nicht einmal eine Sekunde, dann erscheinen der Name sowie Artbeschreibungen und -informationen auf dem Smartphone.

Wer zu den Bildern seinen Standort mitsendet, hilft der Forschung. Welche Pflanzen kommen wo vor? Wo verbreiten sich neue, invasive Arten? Wie reagieren die heimischen auf Klimaveränderungen? Wohin wandern Arten, wo verschwinden sie? 4800 mitteleuropäische Spezies kann die App zurzeit bestimmen, mit einer Trefferquote von neunzig Prozent. An der Programmierung waren die Technische Universität Ilmenau und das Max-Planck-Institut für Biogeochemie Jena beteiligt, gefördert wurde das Projekt unter anderem durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie das Bundesamt für Naturschutz.

Schon mehr als eine Million Mal wurde die App heruntergeladen, rund zehn Millionen Mal war sie im Einsatz. „Mit der Auswertung der Daten beginnen wir dieses Jahr“, sagt Jana Wäldchen. 

Jana Wäldchen