Wegweiser

Matthias Wichmann

„Die Birken- und Kiefernwälder, die hier nachwachsen würden, wären deutlich artenärmer.“
Matthias Wichmann

Matthias Wichmann bewahrt die Heide.
Im Norden Brandenburgs, zwischen Wittstock-Dosse, Neuruppin und Rheinsberg, liegt das einstige „Bombodrom“. Ganz früher stand hier dichter Wald, zu DDR-Zeiten wurden große Teile davon abgeholzt, dann probte das sowjetische Militär den Krieg. So wurden aus Wäldern Brachen und nach Abzug der Truppen schließlich die Kyritz-Ruppiner Heide. Heute liegen hier noch etwa 1,5 Millionen Minen und Bomben unter der Erde. Nur ortskundige Experten wie Matthias Wichmann dürfen daher die Wege verlassen.

Doch warum sollte man das überhaupt tun? Weil die Heide gepflegt werden muss. Passiert das nicht, wuchern die Flächen innerhalb kurzer Zeit zu, erklärt der Biologe: „Die Birken- und Kiefernwälder, die hier nachwachsen würden, wären deutlich artenärmer.“ Mit seinen Kollegen betreut Wichmann für die Heinz-Sielmann-Stiftung eine etwa vierzig Quadratkilometer große Fläche. „Das hier ist Nationales Naturerbe und soll erhalten werden“, sagt er. Die Arten, die sich an diesen Lebensraum angepasst hätten, würden mit der Heide verschwinden. Dazu zählen Wildbienen wie die Heidekraut-Sandbiene oder Schmetterlinge wie der Ginster-Streckfuß und der Argus-Bläuling.

„Wir brauchen natürlich Wildnisgebiete, aber auch aktive Landschaftspflege von Ökosystemen wie der Heide“, erklärt er. „Diese Flächen sind heute schon absolute Mangelware und können ohne den Schutz des Menschen nicht überleben.“

Für den Erhalt der Landschaft verbinden Wichmann und seine Kollegen Naturschutz und Technik. Im Projekt „Natec“ wird der Zustand der verminten Heide gemeinsam mit dem Deutschen Geoforschungszentrum mittels Drohnen, Flugzeugen und Satelliten erforscht. Und für die Arbeit am Boden entsteht derzeit ein Roboter: die „Heidepflegemaschine“. Sie soll ferngesteuert mähen, kleinere Bäume entfernen und Munition für die spätere Bergung markieren. Im Winter 2019 soll der Roboter loslegen. „Wir wollen, dass die Heide nicht für immer Sperrgebiet bleibt“, sagt Wichmann.
bit.ly/bombodrom

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