Wegweiser

Mira Langegger

„Mit jeder Sorte stirbt auch ihre spezifische Genetik. Diese Sammlung ist eine Art Versicherung für die Nachwelt.“
Mira Langegger

Mira Langegger rettet Pflanzen vor dem Verschwinden.
Im Gewölbekeller der Merian-Gärten in Basel steht ein Container, zehn Meter lang und vier Meter breit. Darin lagert bei 15 Prozent Luftfeuchtigkeit und 15 Grad Celsius das Pflanzengedächtnis der Schweiz: die Samen von rund 2000 Garten-, Acker- und Zierpflanzen. Mira Langegger ist seit sieben Jahren die Hüterin dieses Schatzes. „Mit jeder Sorte stirbt auch ihre spezifische Genetik – in Zeiten, in denen die Vielfalt abnimmt, ist diese Sammlung einer Art Versicherung für die Nachwelt“, sagt die Umweltingeneurin, die das Projekt für die Stiftung „Pro Specie Rara“ betreut.

Was vor 35 Jahren mit ein paar Papiertütchen voller zusammengetragenem Saatgut begann, ist heute eine Bastion der schweizerischen Artenvielfalt. Hier lagern Pflanzen, die außerhalb dieser Arche in Vergessenheit geraten sind – die Stiefmütterchen Blüemlisalp, Höhenfeuer und Jungfrau etwa. Weil die Saat im Container nur wenige Jahre lang keimfähig bleibt, muss Mira Langegger nicht nur verwalten, sondern auch handeln: Jedes Jahr bringt eine Genossenschaft für biologisches Saatgut einige der vielen Sorten zur Erhaltungszüchtung aus. Außerdem hilft ihr ein Netzwerk von etwa 300 Freiwilligen, die die seltenen Pflanzen in ihren privaten Gärten kultivieren und die neuen Samen nach der Ernte an Langegger zurückschicken.

„Unsere Gen-Bibliothek wächst ständig weiter, weil uns immer noch neue, unbekannte Sorten anvertraut werden – bei Nutzpflanzen oft genug auch mit Rezepten für die Zubereitung“, sagt Langegger. Das Saatgut zu hüten, sei eine Ehre, „ich erfreue mich jedes Jahr an der Vielfalt der Pflanzen und will Leute dafür begeistern.“ Denn: Für den Erhalt dieses Reichtums braucht es viele fleißige Gärtner.
prospecierara.ch

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