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Erneute Proteste in Tunesien - Gedenken an Mord an Oppositionsführer

Tunis (dpa) - In der tunesischen Hauptstadt Tunis haben sich erneut Hunderte zu Protesten gegen Polizeigewalt und die aus ihrer Sicht ungerechtfertigten Festnahmen von Demonstranten versammelt. Einige riefen dabei am Samstag Slogans wie «Keine Angst, kein Terror, die Straße gehört dem Volk» und sprachen einem Bericht der Staatsagentur TAP zufolge von «willkürlichen Festnahmen» bei Protesten in den vergangenen Monat. Dabei wurden dem Innenministerium zufolge rund 1000 Menschen festgenommen.

Der Protest im Zentrum von Tunis am Samstag galt dem Andenken des Mords am tunesischen Oppositionsführer Chokri Belaïd. Er war am 6. Februar 2013 vor seinem Haus durch mehrere Schüsse getötet worden. Anschließend eskalierten die Spannungen im Ursprungsland der arabischen Aufstände mit erneuten Massenprotesten. Diese wurden sechs Monate später noch verstärkt durch die Tötung eines weiteren prominenten Oppositionellen, dem Anwalt Mohamed Brahmi. 

Die Demonstranten hielten am Samstag Porträts Belaïds und Brahmis in die Luft und forderten, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Sie verlangten auch eine Lösung der Wirtschaftskrise in dem kleinen Mittelmeerland, das mit hoher Jugendarbeitslosigkeit und Korruption kämpft. Viele Tunesier haben das Vertrauen in die politische Elite und die etablierten Parteien verloren.