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Hilfsorganisation Care: Corona-Lage im Jemen dramatisch

Sanaa (dpa) - Im bitterarmen Bürgerkriegsland Jemen hat sich das Coronavirus nach Angaben der Hilfsorganisation Care auf verheerende Weise ausgebreitet. «Es ist äußerst wahrscheinlich, dass sich Covid-19 derzeit in bestimmten Regionen auf einem Höhepunkt der Übertragungen befindet», sagte Jemen-Koordinator Aaron Brent am Dienstag in einer Videokonferenz zugeschaltet aus der jemenitischen Hauptstadt Sanaa. «Die Situation ist dramatisch und katastrophal - aktuell besonders im Süden des Landes.» Nach Angaben der Johns Hopkins Universität sind im Jemen 167 Menschen mit dem Coronavirus infiziert worden, mindestens 28 Infizierte starben den Angaben zufolge. Die Dunkelziffer sei aber deutlich höher, sagte Brent. Trotz internationaler Lieferungen von Tests werde immer noch zu wenig getestet. Der Jemen liegt im Süden der Arabischen Halbinsel und zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Ein Großteil der 28 Millionen Einwohner leidet unter dem Bürgerkrieg, in dem unter anderem Huthi-Milizen gegen die von Saudi-Arabien unterstützte international anerkannte Regierung kämpfen. Etwa 80 Prozent der Bevölkerung sind nach UN-Angaben auf humanitäre Hilfe angewiesen. Im ganzen Land gibt es Care zufolge vier Labors mit Testkapazitäten, wobei nur bei schweren Fällen getestet werde. Viele Krankenhäuser sind demnach überlastet und gar nicht in der Lage, Patienten mit Covid-19-Symptomen zu behandeln. «Der Konflikt hat das jemenitische Gesundheitssystem in Trümmern zurückgelassen. Nur die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen funktioniert, die medizinischen Geräte sind völlig veraltet», schreibt Brent zur aktuellen Lage. Besonders schwangere Frauen seien durch das Virus gefährdet.