Wegweiser

Gudrun Lux

„Platz für Menschen statt für Blech.“
Gudrun Lux

Anders als gedacht verstehen sich Stadt und Auto keineswegs. Je mehr Autos, desto weniger Stadt. Diese Gleichung will Gudrun Lux in München umdrehen: mehr städtisches Leben durch weniger Autos. „Die Autofahrer sind doch selbst genervt“, sagt die 39-Jährige. Viele würden gern gelegentlich aufs Rad umsteigen, sagt sie, wäre es nur nicht so gefährlich. Auf dem Rad würden sie nicht länger als Autofahrer die Straßen verstopfen. Win-win! Deshalb sollen sich gern auch Autofahrer in ihre Listen eintragen: 33.000 Unterschriften brauchen Lux und ihre „Radbotschafter*innen“ vom „Radentscheid München“, um ein Bürgerbegehren anzustoßen. Dessen Ziel: die Verkehrswende in München, mit sicheren Radwegen, genügend Stellplätzen und Rad-Vorrang-Routen, auf denen alle wichtigen Punkte der Stadt erreichbar sind. „Wir möchten möglichst viele Menschen aufs Rad bringen, die bisher noch das Auto nehmen“, sagt Lux ausdrücklich nicht als Vorsitzende der Münchner Grünen, obwohl sie das auch ist. Der Radentscheid ist ein Herzensprojekt.

Gudrun Lux sucht das Verbindende, den gemeinsamen Vorteil von Auto- und von Radfahrern. Wo keine Autos mehr parken, schlägt sie vor, können Gaststätten und Cafés im Sommer ihre Tische und Stühle hinstellen: „Platz für Menschen statt für Blech.“ Die gebürtige Fränkin ist auf dem Land aufgewachsen, da war Radfahren selbstverständlich. „In München gehört eine Portion Mut dazu. Zum Beispiel, wenn ein schmaler Radweg am Straßenrand oder gar zwischen zwei Autospuren verläuft. Oder Radfahrer von Autos beim Überholen geschnitten werden. Sie findet, das müsse sich ändern.

München ist eine Stadt mit extremer Wohnungsnot, trotzdem werde das Auto gegenüber den Menschen bevorzugt. Mehr als 800.000 Autos sind hier gemeldet, für dreißig Euro im Jahr bekommen Anwohner eine Parklizenz. „Aber warum?“, fragt Lux, die auch als Journalistin gern scheinbar Selbstverständliches hinterfragt. „Jeder abgestellte Pkw braucht rund zwölf Quadratmeter, mehr Platz als so manches Kinderzimmer“, sagt Lux, seit Kurzem zweifache Mutter. Sie findet diese Aufteilung des öffentlichen Raums „absurd“.

Bis August wird noch gesammelt fürs Bürgerbegehren. Das positive Feedback lässt vermuten: So lange werden die Radbotschafter vom „Radentscheid München“ nicht brauchen für 33.000 Unterschriften. Allein an einer Sternfahrt auf den Altstadtring beteiligten sich 15.000 Radfahrer.

Gudrun Lux